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Wenn ein Poet sich zur Aufgabe macht, die höchste spirituelle Wahrheit auszudrücken – was Aldous Huxley ‚das Unbeschreibliche auszudrücken‘ genannt hat, wird er notwendigerweise mit dem Paradox, das in diesem Vorhaben liegt, konfrontiert. Mit anderen Worten, er weiß, daß das was er auszudrücken erlangt, nicht mit Worten erfaßt werden kann. Und doch muß der Versuch gemacht werden, das Verlangen wird nicht zurückgestellt. Denn letzendlich macht es dann auch keinen Sinn, anderes ausdrücken zu wollen.
Wissend das das, was er ausdrücken will, wohl besser durch Musik vermittelt werden kann, oder noch direkter in der tiefen Stille der Meditation, muß er eine Form finden, die der Intensität seiner Vision gerecht werden kann.
Sri Chinmoy, der indische Poet und Mystiker, hat solch eine Form gefunden, und er hat dies sogar in Englisch vollbracht, einer Sprache, die weniger fließend, weniger musikalisch als seine Muttersprache Bengali ist.
Als Inder in Englisch zu schreiben, ist er der Erbe zweier Traditionen. Es gibt Ähnlichkeiten mit Herbert und Blake, mit Hopkins und Whitman. Doch in Bereichen ist er weit über deren Ansatz hinausgegangen. Um ein vollständigeres Verständnis seiner Errungenschaften zu bekommen, wird es notwendig seinen indischen Hintergrund miteinzubeziehen.
Es gibt 2 Ausdrücke in Sanskrit, die zum Verständnis seiner Poesie wichtig sind – Mantra und Sutra.
Viele im Westen sind vertraut mit Mantras in Zusammenhang mit Meditation. Ein Mantra in seiner einfachsten Form ist eine Silbe oder eine Reihe von Silben, laut gesungen zur Förderung der Meditation. Es gibt hier eine Kraft in dem Wort, die zum Einstimmen und als Aufruf dient. Poesie als Mantra beschrieben ruft genau die beschriebenen Qualitäten auf.
Nolini Kanta Gupta, ein zeitgenößischer indischer Poet und Philosoph, hat geschrieben, ‚Die höchste und perfekteste Poesie ist im Mantra zu suchen‘. In mantrischer Poesie, schlägt er vor, ‚ist Sprache nicht das Gewand oder die Hülle einer Erfahrung, sondern die Wahrnehmung einer inneren Freude‘.
Als Beispiel nennt er die Schriften der großen Rishis, die Vedas, Upanishads, und die Gita. (Es ist interessant, daß Eliot sein Werk ‚das verlorene Land‘ mit einer mantrischen Herbeirufung von Frieden abschließt – Shantih Shantih Shantih – von den Upanishads entnohmen, klar erkennend die Kraft und Ressonanz dieser uralten Begriffe.)
Das Wort Sutra ist wohl für westliche Leser weniger bekannt. Im wortwörtlichen Sinne meint es Faden, und wird zur Beschreibung einiger Serien von knappen Sinnsprüchen, als vielleicht bekannteste die Yoga Sutras zu nennen. Diese geben eine Anleitung auf dem Yoga-Pfad und sind dicht gepackt, so entworfen, dass sie eingeprägt und laut rezitiert werden, schrittweise ihre Wahrheit enthüllend.
Viele von Sri Chinmoy’s kurzen Poemen sind auch anleitend, die in ihrer Einfachheit beim Nochmalslesen jedesmal mehr von ihrer Tiefe freilegen. Sie stellen eine Haiku- ähnliche Kompaktheit, eine unwahrscheinliche Dichte und Zusammenkunft von Sprache dar.
Er hat, um es auf den Punkt zu bringen, seine eigene Sprache nachgeahmt, sein eigenes Vokabular, vertraute Wörter mit neuem Leben, neuer Energie und Vitalität bereichert. Sein Stil ist einzigartig, sofort erkennbar.
Es ist ein Stil, der gleichzeitig gefühlvoll und abstrakt ist- es gibt nur wenige Dinge in seinen Poemen und das, was vorkommt ist sehr bedeutungsvoll: es gibt Archetypen, Bilder, die als Symbol fungieren – Vogel, Boot, Baum, Blume, Flame. Er ist über alles erhaben, ein Poet der inneren Landschaft, und er vergißt nie, daß Poesie ein Fingerzeig zum Mond ist, eine Einladung zur Ruhe, die zwischen den Worten liegt. Es ist eine Poesie, die trotz aller Einfachheit, schwierig und fordernd sein kann – nicht im gewöhnlichen Sinne, wo das Verlangen vom Verstand ausgeht, kämpfend, um etwas Verworrenes zu enträtseln. Es ist eher ein qualitativer Sprung des Bewußtseins, der hier verlangt wird, das Lesen muß sich hier auf das Level der Poeme erheben. Es muß eine aktive Teilnahme da sein. Das Verständnis muß auf Erfahrung beruhen.‘ Ein Poem soll nicht bedeuten, sondern sein‘, schrieb Archibald McLeish. Und ein Poem existiert, hat sein Wesen, nicht flach auf dem Papier, sondern in seiner totalen Wirkung. Einige Jahre zurück las der schottische Poet Tom McGrath einen der Poeme von Sri Chinmoy einem anderen Autor vor, und nahm die Poeme, um die Unmöglichkeit zu zeigen, in Englisch das auszudrücken, was er als typische indische Empfindsamkeit berachtet. Tom dachte, der spezielle Poem war in seiner Art und Weise irgendwie altmodisch in seinem Rhytmus und seiner Wortwahl. Aber irgendwie bemerkte er, daß dies nicht zutraf. Was passierte, als er den Poem vorlas, beschreibt er im folgenden — ‚Die Worte sprangen von meinen Lippen und klangen im Raum mit einer Authorität, erfuhrchtgebietend. Es wurde klar, daß wir einer Stimme lauschten, die direkt vom absoluten Gipfel der menschlichen Erfahrung sprach. Als wir die letzten Zeile erreichten, waren wir beide verblüfft. Nicht nur das wir einen grossartigen Poem gehört hatten, sondern auch das wir in Gegenwart eines Bewußtsein waren, dessen Natur uns mit der größten Bescheidenheit und Erfuhrcht erfüllte. Danach hatte ich wiederum neuen Respekt für Sri Chinmoys Poesie.. . . .‘