Ein treuer Segler drinkt selbst in stürmischer See in tiefer Ekstate von Gottes Namen.
(17.November 2005)
In diesem Gedicht ist untypischerweise nicht ein zusammengesetztes Substantiv oder eine wiederholte Strukur, die ein einzelnes Wort herausstellt und betont im Mittelpunkt, sondern ein Bild mit mystischer, man möchte fast sagen archetypischem Beiklang. Sri Chinmoy kehrt zurück zu seinem geliebten Wasserbild, um ein Bild eines Seglers zu erschaffen, der in einem Sturm auf See gefangen ist. Nicht eine unerfahrene Hand, sondern ein loyaler Segler, eine authentische Persönlichkeit. Dieses sehr schöne, alte schottische Adjektiv (er benutzt ‚leal‘ fur treuer in der englishchen Original), das wohl vom Poeten aus der Vergessenheit gehoben wurde, bezeichnet alles, das wahr, ehrlich und vertrauenswert ist. Solch ein Segler hat viele Stürme auf See durchlebt und kann sein inneres Gleichgewicht bewahren. Diese Gelassenheit des Seglers ist im friedvollen Gleichklang der Vokale im englischen Original ‚leal‘ (loyal), ‚even‘ (sogar), ’stormy‘ (stürmisch) und ’sea‘ (Meer) zum Ausdruck gebracht.
Das Gedicht fließt ruhig und rhytmisch dahin, ohne innere oder äußere Turbulenzen. Dieser gleichmäßige Fluß trägt uns hinüber in die 3. und 4.Zeile, wo der Poet seinem Bild eine innere Weite einfügt. In der Mitte des Sturms wiederholt der Segler Gottes Namen und ist erfüllt mit Seligkeit. Dies ist nicht das verzweifelte Gebet eines Verlorenen oder Ausgestoßenen, sondern das unterunterbrochene Gebet von einem, der vollständig in Gott aufgefangen ist. Im einen Moment erschafft der Poet bestimmte Erwartungen, im anderen zerstreut er sie wieder. Daher nihmt der Segler einen tiefen Schluck, ertrinkt aber nicht in der unruhigen See. Seine Erfahrung ist nicht die von Terror, sondern von Ekstase. Stattdessen versinkt er in der mantrischen Wiederholung von Gottes Namen. Hier nihmt der Poet mit den beiden Wörtern im englischen Original ‚deep'(tief) und ‚ecstasy‘ (Ekstase) wiedermal den friedvollen Anklang der ersten Hälfte des Gedichts auf und führt es als unterstrichenes musikalisches Thema bis zur letzten Silbe fort. Sri Chinmoy’s Gedicht ist eine kraftvolle Erinnerung an den Suchenden, daß jemand der voll und ganz Gottes Willen sich ergibt, unberührt von den Krisen des Lebens bleibt. Durch die Schaffung eines Bildes, das den heroischen Teil in uns anspricht, ermutigt er uns solchen Krisen standzuhalten.