Gott bevorzugt immer Liebe Jeder Gottliebende ist seine Taube.
Das Gedicht wird in all seinen Teilen zusammengehalten durch seine Wiederholung. Zusätzlich zu den Schlußreimen im englischen Original ‚love'(Liebe) und ‚dove‘ (Taube), gibt es noch innerhalb Reime ‚favours‘ und ‚lover‘ (bevorzuge und Liebender) und sogar die Wiederholung der gleichen Wörter Gott und Liebe innerhalb des Gedichts. Auf einer subtilen Ebene ist auch ein einzigartiger Gleichklang, der sich um das frikative ‚v‘ windet, das 4-mal innerhalb des Gedichts auftritt. Es scheint so als ob der Poet durch einen weichen, musikalischen, liebevollen Effekt den Weg zum abschließenden Wort Taube pflastert. Das Ergebnis dieser kombinierten hörbaren Harmonien ist eine unvorstellbare Zärtlichkeit, daß das Gedicht einem Lied näher bringt als der Prosodie.
Trotz der einzigartigen Transparenz dieses Gedichts und seiner einmaligen Kürze, enthält es viele feine Bedeutungsstufen. Die erste Stellungnahme des Poeten wird vielmehr erwartet. Das Gott Liebe (gegenüber allen anderen göttlichen Eigenschaften) vorzieht ist allgemein akzeptiert. Es ist im 2.Vers, wo eine tranzendentale Note in das Gedicht einfließt.
Sri Chinmoy bringt die Eröffnungs- und Schlußwörter des ersten Teils des Gedichts in der Wortzusammensetzung ‚Gottliebender‘ zusammen. Die starke Verallgemeinerung des ersten Teils ist nun speziell gemacht. Gott ‚bevorzugt Liebe‘, aber es ist der Gottliebende, der Gott zum Objekt seiner Liebe macht. Diese Zusammensetzung ist der Kern des Gedichts. Wenn Gott und Liebe in einem Wort sich vereinigen, dann ist der Gott-Liebende in Gottes Taube verwandelt.
Diese mystische Wendung kommt daher, weil wir plötzlich auf die versöhnliche Natur in der Beziehung zwischen Mensch und Gott aufmerksam gemacht werden. Am meisten am Herzen liegen Gott diejenigen, die ihn lieben; diese sind seine Tauben. So manche haben wohl angenohmen, daß dies ein abgedroschenes Bild sei. Doch es ist gängig, sich auf Geliebte als Tauben zu beziehen. Jedoch enthält dieses Bild in diesem Zusammenhang solch einen Reichtum an Bedeutung, das es das Gedicht geradezu von seiner irdischen Vertauung löst. Der Gottliebende entschwebt himmelwärts, um sich mit seinem Geliebten zu treffen.
In der Rückschau auf das Gedicht, ist es faszinierend zu sehen, wie der Poet diese Intensität aufbaut. Es geschieht durch das unpersönliche Wort ‚vorziehen‘, was eine beinahe bedachte Bescheidenheit suggeriert. Durch lautmalerische Vorschläge, durch das Zusammenspiel verschiedenster Wörter, durch die Eigenschaft ihrer musikalischen Echos, in dem er das ganze in liedhafte Tonfälle einrahmt, hat der Poet uns eine wahrhafte Perle gebracht.